In den vergangenen Wochen setzten sich die Schüler/innen der 3AK im Fach Politische Bildung und Geschichte intensiv – und kreativ – mit der Industrialisierung und ihren sozialen Folgen auseinander. Zum Abschluss des Jahres gastierte nun die Wirtschafts- und Sozialhistorikerin Marion Koschier von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt an der Praxis-HAK, die in Zusammenarbeit mit der Arbeiterkammer Kärnten bereits mehrere historische Projekte realisiert hat.

In der 3AK diskutierte sie auf Einladung von Prof. Martin Erian mit den Jugendlichen die Folgen der Industrialisierung und der Urbanisierung im Verlauf des 19. Jahrhunderts – Umweltverschmutzung, Wohnungsnot, fehlende soziale Absicherung – und setzte sich anhand historischer Quellen vor allem mit regionalen Entwicklungen auseinander.

Bereits am Beginn der 1840er Jahre beschäftigte sich der liberale Politiker Victor Freiherr von Andrian-Werburg mit den sozialen Folgen der Industrialisierung, die Koschier zum Ausgangspunkt nahm:

“[D]enn wann hat es größeres materielles Elend gegeben, wann hat die Menschheit an tieferen, schreckhafteren Wunden geblutet, als eben jetzt? Tausende von Menschen sind inmitten einer reichen, einer stets wachsenden Civilisation verwaist, vergessen und einem namenlosen Elende preisgegeben […].”

– Victor Freiherr von Andrian-Werburg: Oesterreich und dessen Zukunft (1841)

Wie die Arbeiter darauf reagierten, präsentierte Koschier anhand konkreter Beispiele: Forderungen im Revolutionsjahr 1848, die Bedeutung des Vereinsrechts ab 1867 und die rasche Gründung zahlreicher Arbeiterbildungsvereine im gesamten Gebiet der Habsburgermonarchie. Die Arbeiter organisierten sich so selbst eine soziale Absicherung, staatliche Unterstützung war nicht vorgesehen. Koschier: “Diese gab es erst, als zu viele ausgebeutete Arbeiter solche körperliche Schäden aufwiesen, dass sie für den Kriegsdienst nicht mehr tauglich waren.”

Thematisiert wurden verschiedene Beispiele aus Kärnten, etwa der 1867 gegründete Bleiberger Consumverein oder der Villacher Arbeiter-Bildungsverein, dessen Statuten des Jahres 1870 die Schüler/innen unter die Lupe nahmen. Koschier: “Die Vereine verfolgten viele Ziele. Es ging darum, die Situation der Arbeiter zu verbessern und sie etwa im Krankheitsfall finanziell abzusichern. Genauso versuchte man ein Gesellschaftsleben für die Arbeiter zu etablieren und ihnen Bildung zu ermöglichen, um politisch gehört zu werden. Dahinter stand der Versuch politischer Bewusstseinsbildung, die Menschen mussten demokratiefit werden. Wenig überraschend gab es dafür viel Widerstand seitens der Politik und der Fabriksherren.“