„Komisch, aber doch vertraut.“ So beschrieb Christina Kummer ihr Gefühl, als sie ziemlich genau zehn Jahre nach der eigenen Matura erstmals wieder die Praxis-HAK Völkermarkt besuchte und mit den Schüler/innen der 1AK einen Workshop an jenem Ort abhielt, an dem sie einst selbst die Reife- und Diplomprüfung abgelegt hatte. Heute ist die Völkermarkterin ausgebildetete Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin und hat sich mit ihrer „Praxis für individuelle Hilfe bei Lernbarrieren“ selbständig gemacht.

Von der Handelsakademie zum Coach für Lernschwächen – nicht gerade der typische Weg einer HAK-Absolventin. Wie kam es dazu?

Schon mit fünf oder sechs Jahren wollte ich Volksschullehrerin werden, nach der Matura 2009 studierte ich Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Mein Ziel war es, eines Tages in der Nachmittagsbetreuung tätig zu werden. Das klappte dann schon während des Studiums, 2012 übernahm ich die Leitung der Nachmittagsbetreuung an der Volksschule Kühnsdorf. Dank der Unterstützung meines Umfelds konnte ich das Bachelorstudium berufsbegleitend abschließen, auch das Masterstudium hätte mich interessiert. Aber dann hat mich das Berufsleben nicht mehr losgelassen.

Sie entschieden sich dazu, die Ausbildung zur Legasthenie- und Dyskalkulietrainierin zu absolvieren. Warum?

Ich betreute viele Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche und war bald an einem Punkt, an dem ich den Kindern nicht mehr wirklich helfen konnte. Das Problem ist auch, dass Lernschwächen lange nicht erkannt werden, ein betroffenes Kind gilt dann halt als Zappelphilipp, als lästig. Von diesem konservativen Denken müssen wir weg. Es ist wichtig, früh zu reagieren bzw. zu agieren, um ein Werkzeug zu entwickeln, mit Schwächen umzugehen. Sie bleiben nämlich bis ins Erwachsenenalter erhalten und wirken sich auf viele Bereiche aus, nicht nur aufs klassische Lesen und Schreiben.

Vor einiger Zeit haben Sie sich mit Ihrer „Praxis für individuelle Hilfe bei Lernbarrieren“ selbständig gemacht. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Ich will das machen, was ich auch jetzt schon tue. Aber natürlich ist die persönliche Weiterentwicklung extrem wichtig, ich interessiere mich für eine Ausbildung zur Hörtrainerin, um meinen Klienten noch besser helfen zu können. Was viele nicht wissen, ist, dass Probleme der körperlichen Entwicklung häufig der Grund von Legasthenie sind. Die Akzeptanz für Lernschwächen wächst zwar in der Öffentlichkeit, aber auch Ärzte sind hier noch nicht immer offen genug. Mehr Aufklärung würde den verschiedensten Beteiligten sicher helfen, das ist auch mir persönlich ein großes Anliegen.

Was uns abschließend interessiert: Welche Kompetenzen, die Sie an der HAK erlernt haben, helfen Ihnen heute im Alltag als selbständige Trainerin besonders weiter?

In meinem Alltag als selbstständige Trainerin muss ich neben meinen pädagogischen Kenntnissen auch immer auf die Präsentation meiner Person und meiner Arbeit achten. Durch zahlreiche theoretische und auch praktische Übungen an der Praxis-HAK in Völkermarkt weiß ich sehr gut, dies in Szene zu setzen. Ebenso bei der Vorbereitung für Vorträge an Elternabenden, Informationsveranstaltungen oder eben auch bei Vorträgen an diversen Schulen kommt mir das Know-how meiner schulischen Laufbahn zugute.